Touren

Von mild bis wild – auf der Alz in Oberbayern

Tradition. Naturgenuss. Geselligkeit. Im Chiemgau an jedem Ort zu entdecken. Eine SUP-Tour vom Chiemsee auf den Fluss Alz zeigt die wahre Schönheit der Region. Griabig und genussvoll zugleich. 

Truchtlaching im Oberbayern. Ein bayerischer Bilderbuchort. Die Dorfkirche direkt am Fluss Alz gelegen. Daneben die Dorfgaststätte mit Sonnenterrasse. Bei unserer SUP-Tour durch den Chiemgau auf der naturbelassenen Alz liegt Truchtlaching auf halben Weg vom Chiemsee nach Altenmark an der Alz. Im Sommer wird dort eine besondere Gaudi geboten: Für die Kinder ist es dann ein großer Spaß, von der Brücke in die Alz zu springen und die Ausflügler und Touristen in den Booten – oder vermehrt auf SUPs – nass zu spritzen. Seit Jahrzehnten gibt es diesen Brauch. Die beste Technik zum „Boote versenken“ wird von Generation zu Generation vererbt. Ob auch wir „versenkt“ werden? Die Auflösung gibt’s später.

Aber jetzt erst einmal zum Anfang unserer Tour. Nach Seebruck, am nordöstlichen Chiemseeufer. Perfekter Startpunkt für die SUP-Tour ist der Parkplatz am Ortsausgang Richtung Chieming, der nur durch die Straße vom Seeufer getrennt liegt. Wir genießen zunächst den wunderbaren Blick über den See auf die Alpen. Auf Hochfelln, Hochgern und die Kampenwand – die berühmten Berge des Chiemgaus. Dann geht es an die Arbeit – in unsere Boards muss Luft. Also feste pumpen, bis der gewünschte Druck erreicht ist. Noch die Brotzeit für zwischendurch in die Drybags packen und schon kann es losgehen. 

Wir starten unsere Tour und genießen die ersten Paddelschläge bei strahlendem Sonnenschein auf dem Chiemsee – dem „bayerischen Meer“. Es geht zunächst vorbei an der Anlegestelle der Chiemsee-Schifffahrt und dann mit direkten Kurs nach Seebruck. Vor uns der schmucke Jacht- und Segelhafen und die historische Dorfkirche, die auf einer kleinen Anhöhe steht. Nach einer leichten Rechtskurve paddeln wir unter der Straßenbrücke durch und sind auf der Alz angekommen.

Auf den nächsten sieben Kilometern bis Truchtlaching fließt die Alz gemütlich vor sich hin. Sie mäandert in großen Kurven durch die Felder. Zeit, gemütlich zu paddeln, sich treiben zu lassen und die Landschaft zu genießen. Durch die geringe Wassertiefe können wir bis auf den Grund blicken. Zwischen dem Flussgrass entdecken wir verschiedene Fischarten wie Karpfen und Forellen. Kein Wunder, denn die Alz bietet einen großen Artenreichtum.

Im kleinen Dorf Pullach sitzen die Einheimischen in ihren Gärten beim Frühstück, genießen die Morgensonne und grüßen uns aus der Ferne. Perfekter Zeitpunkt, eine kurze Pause einzulegen! Wir setzen uns auf unsere Boards, lassen die Füße im Wasser baumeln und genießen den Augenblick. Trotzdem kommen wir voran. Denn die Alz hat auf dem gesamten Abschnitt eine ordentliche Fließgeschwindigkeit. Auch deshalb lassen sich im Sommer Urlauber sogar auf Luftmatratzen die Strecke von Seebruck bis Truchtlaching treiben. Wir setzen aber auf Muskelkraft und paddeln weiter, vorbei an weiten Wiesen und grünen Hügeln. An beiden Uferseiten raschelt das hochgewachsene Schilf durch den leichten Wind. Links fließt nun die Ischler Ache in die Alz. An der kurz darauffolgenden Ischler Schleife halten wir uns rechts, da die Befahrung des linken Flussarms ganzjährig untersagt ist. Ein entsprechendes Schild weist den Weg.

Pause im Flussstrandbad Truchtlaching

Kurz darauf erreichen wir den Ortseingang von Truchtlaching. Wir paddeln unter der „gefährlichen“ Brücke hindurch. Wir haben allerdings Glück. An unserem Tour-Tag machen die Kinder anscheinend Pause. Wir werden nicht „versenkt“ und bleiben trocken. Wir werfen einen Blick auf die Pfarrkirche Truchtlaching, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Direkt gegenüber liegt ein weiteres Highlight der Region: das Flussstrandbad. Die große, grüne Liegewiese ist umsäumt von Bäumen und lädt nahezu ein, dort einen Zwischenstopp einzulegen. Wir landen an einem der vier Badestege an, befestigen unsere SUPs und suchen uns ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. Frisches Obst, Leberkässemmeln, Käsewürfel – was das Paddlerherz für eine zünftige Brotzeit in der Mittagspause begehrt haben wir eingepackt. Wer nichts dabei hat, kein Problem: In den Sommermonaten versorgt ein kleiner Kiosk die Alzbadgäste mit kühlen Getränken, Kaffee und Kuchen, Snacks und Eis.  

Rasant durch die Bootsrutsche

Bis Truchtlaching ist die SUP-Tour auf der Alz für Fluss-Einsteiger geeignet. Ab dann verändert sich die Alz. Auf dem zweiten Teil wird der Fluss wilder. Unruhiger. Er ändert seinen Charakter. Die Alz sollte ab Truchtlaching deshalb nur noch von erfahrenen Paddlern befahren werden. Warum? Das zeigt sich etwa gleich hinter Truchtlaching am Wasserwerk: Dort wartet das Highlight der Tour – die Bootsrutsche, die auch mit dem SUP fahrbar ist. Bevor es über die Schräge nach unten geht, sollte eventuell die Finne abmontiert werden, um nicht an den am Boden befestigten Borsten hängen zu bleiben – und dann einen unsanften Abgang über die Nose zu machen. Schwimmweste anziehen, Helm aufsetzen und schon geht’s auf die Bootsrutsche! Wir haben so viel Spaß, dass wir gleich mehrmals die Passage fahren. Wer weniger risikofreudig ist, kann die Bootsrutsche seitlich umtragen. 

Der Fluss ist danach komplett naturbelassen. Die Landschaft ändert sich. Es wird hügeliger. Größere Felsen und Baumstämme liegen im Wasser. Zwei Kilometer und zwei große Flussschleifen hinter der Bootsrutsche wartet bei Höllthal ein zweites Wasserwerk und somit ein zweites Hindernis auf uns. Hier gibt es eine nur kurze Umtragestelle, die bereits einige hundert Meter vor dem Wasserwerk am Beginn des natürlichen Felswehrs auf der rechten Seite gut gekennzeichnet ist. Wieder auf dem Board folgt eine längere Strecke mit kleinen Wellen.

Dann beruhigt sich die Alz wieder. Es ist aber die Ruhe vor dem Sturm. Die Ruhe vor dem aufregenden Abschnitt im Bereich der Offlinger Insel: Dort legt sich auf dem linken Flussarm die Alz in eine S-Kurve mit schnellen Strömungen und Wirbeln. Wer es ruhiger mag, wählt den (entsprechend der Beschilderung) rechten Flussarm, sofern dies der Wasserstand zulässt. 

Ein Highlight für Wanderer entlang der Alz ist die Überfahrt mit der traditionsreichen Alzfähre zum Biergarten der Gaststätte Roiter. Da direkt am Fluss gelegen, bietet sich dort auch ein Zwischenstopp für Paddler an. Wir paddeln aber weiter. In der nächsten Rechtskurve nimmt die Strömung noch einmal zu. Nicht zu weit nach links ans Ufer in die Äste treiben lassen. Geschafft. 

Kurz dahinter erreichen wir die „Laufenau“ in Altenmark. Wer sich vor Tourende abkühlen möchte, der kann rechts am Steilufer zum Schwungseil greifen und ins Wasser springen. Vor dem Laufenauer Wehr landen wir links am offiziellen Ausstieg an – nach 17 Kilometern haben wir das Ziel erreicht. Eine Weiterfahrt ist durch Kraftwerke und Wehre nicht möglich. Paddlerfreundlich liegt der Parkplatz nur weniger Meter vom Ufer entfernt. Wir lassen die Luft aus den Boards. Laden sie mit den Paddeln in das vor dem Tourstart abgestellte Auto. Nach der genussvollen, sonnigen, erlebnisreichen und spaßigen Tour auf der Alz geht’s zurück nach Seebruck. Ein letzter Blick über das Bayerische Meer. 

Schee war’s! Alz – i mog di! Servus und bis bald.

Informationen

Die Befahrung der Alz vom Chiemsee bis Altenmarkt an der Alz ist jährlich vom 1. Januar bis 30. Juni verboten.

Track der Tour zum Download: https://connect.garmin.com/modern/course/20478331

Dieser Beitrag erschien zuerst im SUP Mag 2019.

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