SUP-Abenteuerland Fränkisches Seenland
Wo in den 1970er Jahren noch Wälder und Äcker waren, bietet heute das Fränkische Seenland wunderschöne Landschaften. Bei ausgiebigen und vielfältigen SUP-Touren zaubert es Paddlern ein Lächeln ins Gesicht
Das „Schäufele” ist das typische fränkische Gericht – und das zu jeder Jahreszeit. Es ist sowohl bei Einheimischen als auch Touristen im Fränkischen Seenland beliebt. Das Schäufele ist ein leckerer Braten, stammt aus der Schweineschulter und wird komplett mit Knochen und Fettschwarte zubereitet und mit Soße serviert. Dazu werden klassisch Klöße, Sauerkraut oder Salat gereicht. Wir genießen das Stück fränkische Tradition im Biergarten des Restaurants „Zum Storchennest“ in Gunzenhausen. Hoch über uns auf einem alten Schornstein brütet Mama Storch seit Ende März. Wir genießen das Schäufele und planen derweil, wie wir in den nächsten Tagen die Region auf und neben dem SUP erkunden wollen. Und die Region hält dabei viel Unerwartetes bereit, was vor über 40 Jahren so noch nicht vorhanden war. Auch durch die zahlreichen SUP-Stationen an den größeren Seen ist das Fränkische Seenland eine gute Urlaubsdestination für ein Wochenende oder einen mehrtägigen Urlaub.
Sieben Seen, ein Seenland – entstanden am Reißbrett
Gunzenhausen mit der historischen Altstadt gilt als Zentrum des Fränkischen Seenlands. Sieben Seen gehören zu der Freizeit- und Tourismusregion in Mittelfranken. Dass sie einmal zu einem Magneten für Radfahrer, Wanderer und Wassersportler werden, war 1970 nicht absehbar.
Damals fasste der Bayerische Landtag den Beschluss, das Fränkische Seenland aus dem Reißbrett entstehen zu lassen. Nicht die touristische Erschließung, sondern ein wasserwirtschaftlicher Grund sorgte für die weitreichende Veränderung des zuvor ländlich geprägten und strukturschwachen Gebietes. Mit den neuen Stauseen Altmühlsee und Brombachsee sollte dem regenarmen Norden Bayerns mehr Wasser zugeführt und gleichzeitig die verheerenden Hochwasser der Altmühl aufgefangen werden. Zudem entstanden wertvolle Naturschutzgebiete mit Rückzugszonen für Zugvögel.
Größtes Baugebiet war der Brombachsee östlich von Gunzenhausen mit dem Überleiter vom Altmühlsee sowie den drei (Teil)Seen Kleiner Brombachsee, Igelsbachsee und Großer Brombachsee, die durch Wälle und Sperren voneinander getrennt sind. Als Brombachsee haben sie zusammengenommen eine Wasserfläche von 12,1 km2 und sind nach dem Forggensee der zweitgrößte Stausee Deutschlands. Für den Bau des Sees mussten elf Mühlen weichen – daher auch der Name „Lost Mills“ des international renommierten SUP-Rennens auf dem Brombachsee.
Brombachsee: Drei Seen in Einem
Unsere Entdeckungsreise starten wir am Kleinen Brombachsee. Den Camper stellen wir für die nächsten Tage auf dem Wohnmobilstellplatz der Badehalbinsel Absberg ab. Das Zentrum bietet neben Badestränden auch eine Wakeboard-Anlage. Am frühen Abend drehen wir eine kleine Runde über den See. Einzelne Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolken und tauchen den westlichsten Teil des Brombachsees in ein wunderbares Licht. Wir queren den See, um am Südufer in Langlau, dem anderen Freizeitzentrum am Kleinen Brombachsee, eine kurze Pause am Sandstrand einzulegen. Entlang des Ufers, abseits des Naturschutzgebietes, paddeln wir auf dem Rückweg noch kurz zur Sperre zum Großen Brombachsee.
Um den Großen Brombachsee herum gibt es für Stand Up Paddler zahlreiche Startpunkte. Ob am Süd- oder Nordufer, die Parkplätze liegen jeweils nur wenige Meter vom See und den Badeplätzen mit Restaurants und Kiosken entfernt. Und zu entdecken gibt es bei der rund 15 Kilometer langen Umrundung entlang des Ufers einiges: Nach dem Start in Ramsberg etwa den größten Binnensegelhafen Deutschlands mit den neuen schwimmenden Ferienhäusern, die unberührten Uferabschnitte oder das obere Ende der Staumauer am östlichen Seeende.
Für eine schöne Sundowner-Session empfiehlt sich das südöstliche Seeufer in der Nähe von Pleinfeld. Wir genießen zunächst den Blick über den See, die Sonne geht langsam am Horizont unter, und pumpen dann unsere Boards auf, um in den Sonnenuntergang zu paddeln. Romantischer kann ein Abend im Fränkischen Seenland kaum enden!
Altmühlsee und Rothsee – unterschiedliche SUP-Spots
Komplett unterschiedliche Landschaften zum Paddeln bieten der direkt an Gunzenhausen grenzende Altmühlsee und der etwas weiter entfernte Rothsee. Der Altmühlsee ist von einem Ringdamm eingefasst und ein hervorragendes Windsurf- und Kite-Revier. Ist kein Wind, tummeln sich auch zahlreiche Stand Up Paddler auf dem See. Gute Einstiegspunkte für eine Runde sind die Zentren in Schlungenhof oder in Muhr am See, wo große Parkplätze in Ufernähe kurze Wege vom Auto garantieren. Tabu für Wassersportler sind die lagunenartigen Vogelinseln im nördlichen Bereich, die wichtige Schutzgebiete für Zugvögel sind.
Der Rothsee weiter östlich und nahe der Autobahn A9 gelegen gliedert sich in zwei Teile: den kleineren nördlichen und größeren südlichen Teil mit jeweils einem Naturschutzgebiet. Unsere rund sechs Kilometer lange Tour beginnen wir an der Ostseite der Sperre an einem Parkplatz und paddeln in südlicher Richtung zum Seezentrum Heuberg. Entlang des Ufers fallen uns die verschiedenen Skulpturen auf, am Seezentrum Heuberg machen wir kurz Rast und genießen eine Currywurst und ein Stück Käsekuchen. Direkt daneben informiert die Umweltstation zu den Themen Wasser, Sand, Klimawandel und Energie. Auf der Westseite paddeln wir entlang des Naturschutzgebietes zurück zu unserem Ausstiegspunkt.
Die Welt des Hopfens und eine Spazierfahrt durch den Wald
Auch abseits der Seen des Fränkischen Seenlands gibt es viel zu entdecken. „In Spalt, in Spalt, dou wern die Leit gor alt. Sie kenna nix dafier, dös macht ös goute Bier.“ Dieser fränkische Spruch ist in die großen Holzbänke vor dem historischen Kornhaus inmitten der Spalter Altstadt eingraviert. In dem alten Fachwerkhaus begeben sich die Besucher auf eine Entdeckungsreise. Sie informieren sich über das, wofür Spalt über die Grenzen Frankens – ja sogar in der ganzen Welt – bekannt ist: den Spalter Edelhopfen.
Das Musem „HopfenBierGut“ lädt zu einem Erlebnis der Hopfen- und Bierkultur ein. Im alten Kornspeicher ließ früher die grüne Farbe der Holzbalken und Wänden den dort gelagerten Hopfen frischer und für Käufer attraktiver aussehen. Heute sind dort interaktive Elemente mit original erhaltenen Werkzeugen und informativen Schautafeln gemixt. An einem multimedialen Tisch entdecken wir, welchen Bieren rund um den Globus der Spalter Hopfen die besondere Note gibt. Ein Besuch in Spalt, nur wenige Kilometer nördlich des Brombachsees, lohnt sich und ist eine gute Alternative bei Wolken und Regen.
Eine besondere Attraktion wartet am Igelsbachsee auf uns: Die Fly-Line. Auf der 560 Meter langen Strecke gleiten wir, in Paragleitergurten sitzend, zwischen den Bäumen hindurch. Von der Startplattform geht es in rund drei Minuten in 75 Kurven knapp unterhalb der Baumwipfel hinunter zum Seeufer. Das Röhrensystem führt dabei, komplett an den Stämmen des Nadelwaldes befestigt, über Wege, Bäche und Teile des Klettergartens im „Abenteuerwald Enderndorf“. Am Ufer angekommen ist das Seezentrum mit Restaurant, Sandstrand und gemütlicher Lounge, das direkt an dem Wall zwischen Igelsbachsee und Großem Brombachsee liegt, nicht weit. Der Igelsbachsee ist dabei wunderbar eingebettet in die Landschaft des Spalter Hügellandes. Der nordwestliche Teil steht dabei unter Naturschutz. Eine weitere SUP-Option im vielfältigen Fränkischen Seenland.
Abstecher auf die Altmühl – Flusswandern at its best
Südlich des Fränkisches Seenlands bietet die Altmühl zwischen Gunzenhausen und Dietfurt auf 120 Kilometern eine abwechslungsreiche und gut ausgebaute Flusswanderstrecke. Als Tagesausflug oder mehrtägige SUP-Tour: Das Paddeln auf der Altmühl lässt sich perfekt in den Urlaub im Seenland integrieren. Aktuell steht allerdings ein Verbot von Stand Up Paddling auf der Altmühl im Raum – daher bitte vorab informieren.
Zu empfehlende Touren:
- Von Pappenheim nach Dollnstein (ca. 18 km)
Kurz hinter Solnhofen, das durch den Kalkstein und Fossilienfunde wie den Urvogel Archaeopteryx bekannt ist, passiert man die „Zwölf Apostel“ genannte Felsformation am Hang des Altmühltals. Die aufragenden Dolomitfelsen sind die markanteste geologische Sehenswürdigkeit der Region. In weiten Schleifen zieht sich der Fluss dann durchs Tal bis Dollnstein. Vorteil auf dieser Etappe: Die gute Zuganbindung der einzelnen Orte. - Von Eichstätt nach Kinding (ca. 33 km)
Dieser Abschnitt ist weniger befahren, aber landschaftlich noch schöner: Das historische Römerkastell Vetoniana in Pfünz, der Hungerturm in Rieshofen, das hoch über dem Tal gelegene Schloss Arnsberg oder die weithin sichtbare Burg Kipfenberg sind die Highlights entlang der Paddelstrecke. Der Transport muss auf diesem
Abschnitt mit dem privaten PKW erfolgen. - Informationen zum Flusswassern im Altmühltal findest du hier.
Übernachten im Fränkischen Seenland
- Camping
Zahlreiche Campingplätze direkt an den Seen des Fränkischen Seenlands laden zum entspannten Urlaub ein. Wer keinen eigenen Camper oder Wohnmobil hat, kann sich deutschlandweit zum Beispiel bei roadsurfer.com einen schicken VW Camper mieten.
- Floating Village Brombachsee
Näher am Wasser übernachten geht nicht: Schwimmende Ferienhäuser, die „Floating Houses”, liegen seit Frühsommer 2018 im Ramsberger Hafen im Großen Brombachsee: Auf 44 Quadratmetern gibt es ein besonderes Übernachtungserlebnis mit zwei Schlafzimmern. Der Wohn- und Essbereich bietet einen Rundum-Panoramablick auf den Brombachsee. Das Highlight sind aber sicherlich die zwei Terrassen für wunderschöne Sonnenuntergänge.
SUP-Stationen im Fränkischen Seenland
Altmühlsee
- Surfcenter Altmühlsee
Am Surfufer Schlungenhof
Gunzenhausen
Kleiner Brombachsee
- SUP Center Brombachsee
Am Strandhotel Seehof
Pfofeld-Langlau - Surfschule Langlau
Campingplatz Langlau
Langlau - Wakepark Brombachsee
Badehalbinsel Absberg
Absberg - Surfschule Brombachsee
Badehalbinsel Absberg
Absberg
Großer Brombachsee
- SUP Shop Pleinfeld
Strandhaus West
Pleinfeld - bikes and more
neben dem Restaurant „Die Bucht“ am Badestrand
Ramsberg
Rothsee
- SUPriders
Seezentrum Heuberg
Heuberg / Hilpoltstein
Die Reise wurde unterstützt durch den Tourismusverband Fränkisches Seenland. Der Artikel erschien zuerst im SUP Board Magazin 2/2018.