Perle des Baltikums – mit dem SUP durch Riga
Riga ist die Jugenstilmetropole des Baltikums. 700 überaus reichlich verzierte Fassaden laden zum Entdecken ein. Eine SUP-Tour ermöglicht ungewöhnliche Blick auf die Altstadt der lettischen Hauptstadt. Mit der Halbinsel Jūrmala, unzähligen Seen und Flüssen bietet Lettland aber noch viel mehr SUP-Spots.
„Lettland hat eine junge, aber sich positiv entwickelnde Stand-Up-Paddling-Szene“, sagt Normunds Barinovs, als wir uns abends im angesagten Kulturzentrum Kanepe nördlich der Altstadt Rigas treffen. Normunds ist begeisterter Stand Up Paddler und Vorsitzender des lettischen Surf- und SUP-Verbandes. Normunds hatte ich erst kurz vor meiner Abreise in die lettische Hauptstadt Riga über Instagram geschrieben. Er wollte uns sofort am ersten Abend treffen. Denn es ist nicht üblich, dass Touristen zum Stand Up Paddling nach Riga reisen.
So sitzen wir mit einem leckeren regionalen Bier in dem alternativen Kulturzentrum, in dem regelmäßig Konzerte und Kultur-Events stattfinden oder DJs im Barbereich auflegen. Wir sprechen über Riga, Land und Leute und die Entwicklung des Stand Up Paddling im Baltikum. Normunds gibt uns noch einige Geheimtipps für unseren Städtetrip. Neben einem Stadtrundgang und dem erkunden leckerer Restaurants und Cafés geht es für uns natürlich auch aufs Wasser. Und dort treffen wir am nächsten Tag auch Normunds wieder.
Jugendstilfassaden zeigen die Schönheit Rigas
Am nächsten Morgen fahren wir aber zunächst von unserem Hotel „Park Inn by Radisson Riga Valdemara“, das südlich der Altstadt auf der anderen Seite des Daugava-Ufers liegt, mit dem Bus in die Innenstadt. Vor dem Nationalen Kunstmuseum wartet bereits Līga auf uns, die uns in den kommenden Stunden die Schönheit Rigas näherbringen wird. Die dreistündige Tour zu den Highlights der Stadt kannst du übrigens bei Rami Travel buchen.
Zunächst führt uns Līga in die nicht weit entfernten Straßen Elizabetes Iela und Alberta Iela. Dort zeigt sich schnell, warum Riga auch die „Perle des Baltikums“ oder „Paris des Nordens“ bezeichnet wird: Über 700 bezaubernde Jugendstilhäuser prägen neben historischen Holzhäusern das Stadtbild. Die schönsten Exemplare stehen in diesen beiden Straßen. Wir lassen unseren Blick über die üppig verzierten Fassaden schweifen, die mit Ornamenten, figuralen Skulpturen und bunten Keramikplättchen auffällig verziert sind.
Ein herausragendes Beispiel der Architektur bildet die Fassade das 1903 errichtete Gebäude mit der Hausnummer 10b in der Elizabetes Iela. Wie viele andere Jugendstilhäuser in Riga stammt auch dies aus der Feder des bekannten Architekten Michail Eisenstein. Beim Spaziergang vorbei an den prunkvollen Gebäuden erzählt Līga, dass sich Eisenstein mit seiner Jugendstilarchitektur der damals in Riga vorherrschenden neoklassizistischen Bauweise widersetzte und rückblickend einen wahren Schatz in der lettischen Hauptstadt kreierte.
Weiter geht es Richtung Zentrum, wo wir zunächst den kleinen Stadtkanal überqueren, über den wir nachmittags noch paddeln werden. Wir kommen vorbei an der Lettischen Nationaloper, die vom deutschen Architekten Ludwig Bohnstedt zwischen 1860 und 1863 erbaut wurde. Nicht nur an der Oper zeigen sich die historische deutsch-lettischen Beziehungen: Das Schwarzhäupterhaus, verschiedene Kirchen und Backsteinhäuser lassen sich bei einem Stadtrundgang entdecken. Diese Beziehungen fußen auf der Gründung Rigas im Jahr 1201 durch den aus Bremen stammenden Albert, Bischof von Livland. Nach einigen Besetzungen wurde Lettland erst 1991 wieder unabhängig und genießt seitdem einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, der vor allem durch den Beitritt in die Europäische Union und die Einführung des Euros als Landeswährung eintrat, wie Līga berichtet.
Wir machen einen kurzen Stop bei der Fat Cat, wie das Café mit köstlichen Eclairs in einer kleinen Straße hinter dem Dom heißt. Das Logo ziert die Katze des Besitzers Urgis, der über 200 süße und 20 salzige Eclairs-Varianten im Angebot hat.
Kulinarisches Zentrum in Riga: der Zentralmarkt
Nach einem kurzen Abstecher zu dem bekannten Gebäudeensemble „Drei Brüder“ mit dem ältesten Steingebäude Rigas aus dem 15. Jahrhundert geht unsere Stadttour weiter zum kulinarischen Herz Rigas: dem Zentralmarkt, der bei seiner Eröffnung 1930 als größter, bester und modernster Markt Europas galt. Untergebracht ist er in fünf alten Zeppelin-Hangars mit gewaltigen Rundbogendächern. Ein Besuch lohnt nicht nur wegen der Architektur: Lokale Händler präsentieren einheimische Spezialitäten. Aromen lettischer Produkte zieht durch die Hallen.
Gleich zu Beginn unseres Rundgangs lässt uns Līga mit Hanfbutter die lettische Spezialität des Marktes probieren. Im wuseligen Treiben erblicken wir in den Fleisch- und Fischhallen komplette Schweineköpfe, geräucherten Speck und getrocknete Forellen. In kleinen Restaurants können die regionalen Produkte auch direkt vor Ort verzehrt werden.
Unser letzter Stop des Stadtrundgangs führt uns zum Ausschank der Labietis-Brauerei. In verglasten Tresen stehen die Bierflaschen. Die verschiedenen Craft-Biersorten sind durch fünf verschiedenfarbige Etiketten erkennbar. Ich entscheide mich aus den 40 Sorten für das „Gaismas Hagana“, welches mit acht Prozent Alkohol einen leicht süßlichen Geschmack hat. Apropos Alkohol: Riga ist neben dem Bier auch bekannt für den „Black Balzam“, einem traditionellen lettischen Likör. Dieser bittersüße Likör wird aus verschiedensten Kräutern und Zutaten hergestellt und von den Einheimisches auch als Mittel gegen zahlreiche Beschwerden getrunken. Daher stehen die Flaschen in jedem Restaurant und in jeder Bar Rigas.
SUP-Erkundungstour rund um die Altstadt von Riga
Mitten durch die Stadt zieht sich der Pilsetas-Kanal, gerade breit und tief genug, um die historische Altstadt auf dem SUP zu erkunden. Nördlich der Altstadt im Hafen von Andrejosta befindet sich der SUP-Verleih Luzumpunkts sowie der Startpunkt unserer City-SUP-Tour. Mein Inflatable SUP-Board habe ich als normales Aufgabegepäck im Rucksack mit nach Riga gebracht. Paddel und Pumpe hatten ebenfalls Platz im Rucksack, sodass ich vor Ort flexibel und unabhängig agieren kann. Normunds, den wir am ersten Abend getroffen haben, begleitet uns auf der Tour und erzählt uns dabei die ein oder andere Geschichte über seine Stadt.
Von dem kleinen Hafen aus paddeln wir zunächst unter zwei Brücken hindurch, um in den Stadtkanal zu gelangen. Dieser ist wenig befahren, uns kommt nur eines der kleinen Kanalschiffe mit Touristen an Bord entgegen. Stand Up Paddler sind auf dem Kanal eher selten, daher sind wir für viele Touristen und Einheimische an diesem Tag ein begehrtes Fotomotiv. Wir paddeln and an den Grünflächen vorbei, die fast auf der gesamten Länge den Kanal umgeben. Am Basteiberg legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Früher gehörte dieser Platz zur Festungsanlage Rigas, bestehend aus Erdwällen, Basteien und Wassergräben. Heute legen dort die kleinen Ausflugsboote an und warten auf Fahrgäste.
Direkt dahinter kommen wir am 1935 errichteten Freiheitsdenkmal und der auf der anderen Uferseite gelegenen Nationaloper vorbei. Die Sehenswürdigkeiten liegen direkt am Kanal und laden daher zu einem kurzen Fotostopp ein.
Kurze Zeit später kommen wir am Zentralmarkt vorbei, der ebenfalls direkt am Kanal liegt. Direkt dahinter mündet der Kanal in den Fluss Daugava, der kurz hinter Riga in die Ostsee fließt. Der mächtige Strom hat in Riga eine breite von über 500 Metern, war bei unserer Tour aber kaum von größeren Schiffen befahren. Dennoch sollte man dort acht geben, da es auf dem Fluss häufig windig und dadurch kabbelig sein kann.
Wir paddeln unter der Eisenbahnbrücke hindurch, über die Regional- und Güterzüge rumpeln und mächtig Krach machen. Am linken Ufer erblicken wir die Lettische Nationalbibliothek. Das 2014 eröffnete Gebäude zählt zu den beeindruckendsten Kulturbauten Europas und ist nicht nur für Literaturbegeisterte einen Besuch wert.
Langsam geht die Sonne unter und wir paddeln einen traumhaften Abendrot entgegen. Nach gut 6,5 Kilometern und zwei Stunden kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir am Wasser, packen unsere SUP-Boards ein und entscheiden uns. Direkt im Hafen liegt das Restaurant Musuu Terase, das leckere, modern interpretierten Gerichte auf der Speisekarte anbietet. Wir lassen hier den erlebnisreichen Tag entspannt ausklingen.
Jūrmala – lettische Sommerfrische und SUP an der Ostsee
Am nächsten Tag nehmen wir unsere SUP-Boards mit an die „baltische Riviera“, wie das Erholungsgebiet Jūrmala auch genannt wird. Die Regionalzüge fahren teilweise mehrmals in der Stunde aus Riga in gut 30 Minuten in den westlich gelegenen einzigen Kurort Lettlands. Aus dem Bahnhof Rigas heraus geht es dabei zunächst über die alte Eisenbahnbrücke mit Blick auf die Nationalbibliothek und die Altstadt.
Als Ausstiegspunkt eignet sich der Bahnhof des Urlaubsorts Majori, der direkt am Fluss Lielupe liegt. Zwischen ihm und dem Ostseestrand liegt die langgezogene Halbinsel Jūrmala. Diese ist mit einem über zehn Kilometer langen Sandstrand das Freizeit- und Erholungsgebiet vieler Letten. Umgeben von dichtem Nadelwald prägen imposante Villen, Souvenirläden, Hotels sowie Restaurants und Cafés den Ort Majori. Er gilt als Zentrum Jūrmalas.
Wir rollen unsere SUP-Boards die gut 700 Meter vom Bahnhof bis zum Ostseestrand, wo Normunds Freund Valids bereits auf uns wartet. Valids lebt auf Jūrmala und geht regelmäßig auf der Ostsee oder der Lielupe paddeln, die am Nordende der Halbinsel in die Ostsee fließt. „Die Tour über die Lielupe zur Mündung und auf der Ostsee zurück nach Majori hat gut 23 Kilometer“, sagt Valis, als wir unsere Boards im Sand aufpumpen. Für heute eine leider zu weite Distanz, aber mit Sicherheit eine Option für eine ganztägige Stand Up Paddling Tour in Lettland. Wir begnügen uns daher mit einer kurzen Tour auf der Ostsee entlang der Küste. Die Ostsee zeigt sich von ihrer schönsten Seite: wenig Wellen und kaum Wind machen das Paddeln einfach. Wir schauen dem Treiben am Strand vom Wasser aus zu. Zahlreichen Strandbars laden Besucher auf einen kühlen oder warmen Drink ein.
Erkennbar ist auch die ehemalige Badeanstalt aus dem frühen 20. Jahrhundert, in der zur Blütezeit des Kurortes das ganze Jahr hindurch unterschiedliche Bäder angeboten wurden. Nach unserer gemütlichen Tour schlendern wir vor der Rückfahrt noch durch den Ort genießen ein leckeres Stück Kuchen in der Konditorei De Gusto.
Für einen tollen Abschluss unserer Riga-Reise haben wir uns etwas ganz spezielles aufgehoben: einen Besuch der Die Skyline Bar im Radisson Blu Latvija. Vom 26. Stock aus genießen wir den grandiosen Blick über die gesamte Stadt und lassen uns dabei den leckeren Mojito schmecken. 2016 mixten die Barkeeper laut Getränkekarte übrigens über 22.000 Mojitos, was ihn zum beliebtesten Getränk der Rooftop-Bar macht. Draußen geht langsam die Sonne unter. Langsam gehen die Straßenlaternen an und die historischen Gebäude werden angestrahlt. .
Für einen Wochenendtrip mit beeindruckender Architektur, feinen baltischen Köstlichkeiten in Cafés sowie Restaurants und vielen Plätzen zum Entdecken ist Riga ein außergewöhnliches aber lohnendes Ziel zum Stand Up Paddling. Neben den beschriebenen Touren laden unzählige Flüsse und Seen in Lettland zum Stand Up Paddling ein.
Weitere SUP Spots in Lettland
- Der Fluss Gauja in der historischen Landschaft Livland
- Der Fluss Salacaim Biosphärenreservat Nord-Vidzeme im Norden Lettlands
- Von Mersrags an der Ostsee mit seinem Hafen für Holzexport zum Engure See, dem drittgrößten See Lettlands
- Durch das Urstromtal des Flusses Daugavavon der weißrussischen Grenze über die zweitgrößte Stadt Lettlands, Daugavpils, bis nach Aizkraukle
Lohnenswerte Restaurants und Cafés in Riga
- Café Mierā: Eingerichtet „wie bei Oma“ bietet das Café in der gleichnamigen Straße hausgemachte Kuchen und schmackhafte Heißgetränke. Der Schokokuchen ist ein Gedicht. Apropos Schokolade: Schräg gegenüber des Cafés liegt das Museum und der Verkauf der Schokoladenfabrik Laima.
- Fazenda Bazar: Nicht weit vom angesagten Kulturzentrum Kanape entfernt liegt in der Baznīcas Iela das Restaurant „Fazenda Bazar“. Die Inhaber laden in einem alten, typisch lettischen Holzhaus zu modern interpretierten lettischen Gerichten ein. Die Einrichtung ist zwar nicht wie das Haus 100 Jahre alt, erinnert aber mit Blümchentapete und gemütlichen Sofas auch eher an den Besuch bei der Oma. Neben den leckeren Speisen überzeugt auch das selbstgebackene Brot, das man mit einem leckeren Glas Wein in entspannter, gemütlicher Atmosphäre genießen kann.
- Musuu Terase: Im Hafen von Andrejosta liegt dieses schicke Restaurant. Leckere Gerichte lassen sich dort vor allem abends zum Sonnenuntergang verspeisen. Wenn die letzten Segler ihre Boote am Steg festmachen und die Fackeln angezündet werden, entsteht eine ganz besondere Stimmung. Im Freien auf der Terrasse oder im Innenraum kann man entspannt einen erlebnisreichen Tag in Riga Revue passieren lassen.
Die Reise wurde unterstützt durch airBaltic, Park Inn by Radisson Riga Valdemara und der Investment and Development Agency of Latvia (LIAA). Der Artikel erschien zuerst im SUP Magazin 2018.
Ein Kommentar
Boris Brabänder
Gratulation zu dem tollen Bericht…
Ich, früher Kanurennsportler, bin mit einer Lettin verheiratet und habe seit meiner Sup-Leidenschaft (ca 2016) schon viele Touren im schönen Lettland hinter mir… die mit Abstand schönste Tour ist auf der Gauja vom Cesis (Camping Zagarkalns) bis zur alten Holzfähre nach Ligatne. Oder die obere Salaca, oder die vielen Seen um Cesis, oder Jurmula von Melluzi nach Majori…oder oder oder
Nochmal danke für den Bericht, schade dass ich ihn eben erst entdeckt habe.